14. Ausgabe 28.06.2015


Liebe Kunstfreunde!

Die Urlaubszeit naht. Dieses Jahr fahre ich auf die Fidschi Inseln und lasse meinen Bauch bepinseln (Performance). Oder auch nicht. Urlaub auf einer Verkehrsinsel versteckt in einem Kunstwerk mit Ölpalmen und Sandstrand vom Bikini-Atoll oder so wäre deutlich billiger. Es gibt sogar schon Bücher zu dem Thema „Kunst auf Verkehrsinseln“. Wenn es tatsächlich um Kunst geht.

Mich bringt natürlich immer die Anhäufung von meinen geliebten Findlingen zur Weißglut, die oft wie gigantische Hundekothaufen auf den Inseln von den Straßenbauern als Beweis ihres Gestaltungswillens abgelegt wurden. Bei unserer linksdrehenden Verkehrsführung würden die Autofahrer auch eine Halsstarre und einen Brummschädel kriegen und aus dem Kreisel gar nicht mehr herausfinden, wenn auf einem Hügel ein echter Hingucker stünde so wie der Obelisk auf dem „Place de la Concorde“.

Diese Strategie verfolgen wohl auch die Strohdoofen aus den Strohdörfern, wo uns Schwäne, Schweine u.ä. aus großen geschmückten Strohballen daran hindern, die Abkürzung durch den Kreisel zu wählen.

1985 lernte ich in London die jetzt weltberühmte Nicola Hicks kennen, die aus Stroh und Gips allerlei Tiere schuf – z.B. Schafe. Ein derartiges Schaf z.B. kann sich nicht durch das körpereigene Stroh ernähren. Das ist wirklich ein philosophischer Ansatz. Das lehrt uns auch: Kunst ist eine harte Kost. Stroh bzw. Reet ist ein toller Rohstoff. Ein Reetdach ist heute etwas für Millionäre (s. Kampen auf Sylt) und Feuerteufel (s. Lübecker Bucht). Es gibt einen anrührenden Dokumentarfilm „Dack ut Delv“ von Kurt Denzer über den früheren Reetexportort Delve an der Eider. Zur Uraufführung sah man viele Charakterköpfe: das halbe Dorf war angereist.

Die ärmeren Bauern mussten sich früher mit Stroh begnügen. Wenn man alle Plastikstrohhalme der Welt durch echte Strohhalme ersetzen würde, käme schon was zusammen, mindestens eine „Kon-Tiki“. Die Steigerung von Strohhalmen und Reet sind Bambusrohre, in den Fuffzigern noch ein ausnehmend hübsches Mittel der Raumgestaltung. Einfach ein paar Rohre mitbringen vom nächsten Inselurlaub. Billy-Regale aus Bambus – das wär´s!

Alles Gute!
Ben Siebenrock